Carl-Benz-Stadion: Nachhaltiger Erhalt vor teurem Neubau

Wir sprechen uns als Fraktion LI.PAR.Tie. auch nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie im Ausschuss für Sport und Freizeit am 2. Juni für Erhalt und Ertüchtigung des jetzigen Standorts des Carl-Benz-Stadions in der Oststadt aus. Für den Erhalt sprechen die unserer Meinung nach ausreichende Kapazität für den SV Waldhof auch in Falle eines Aufstiegs und die ökologischen Nachteile eines Neubaus.

Wir verschließen uns jedoch auf Grund der hohen Kosten für die Ertüchtigung des bestehenden Stadions nicht grundsätzlich einer Suche nach einem möglichen neuen Standort. Diese Kosten liegen laut Gutachten bei ca. 22 Millionen Euro für die 3. Liga, fast 50 Millionen für die 2. Bundesliga, wohin die Verantwortlichen des SV Waldhof bekanntlich mit aller Macht streben, und sogar über 60 Millionen für die 1. Bundesliga.

Dazu unser Fraktionsvorsitzender Dennis Ulas (DIE LINKE): „Angesichts dieser hohen Kosten muss in den kommenden Monaten weiter untersucht werden, inwieweit sich eine Sanierung mit langfristigem Erhalt des Carl-Benz-Stadions lohnt oder ein Neubau doch ökonomisch und ökologisch sinnvoller wäre. Daher unterstützen wir prinzipiell die Prüfung alternativer Standorte für ein neues Fußballstadion, das die Kriterien der 1. und 2. Fußball-Bundesliga erfüllt. Dennoch sehen wir die zusätzliche massive Flächenversiegelung eines neuen Fußballstadions sowie den großen Verbrauch an klimaschädlichem Stahlbeton, die sogenannte graue Energie, sehr kritisch. Es wirkt schon etwas absurd, nur 30 Jahre nach Baubeginn des Carl-Benz-Stadions dessen Ersatz an anderer Stelle zu fordern. Sicherlich ist der Standort zwischen Luisenpark und Neuostheim problematisch. Der Vorschlag, das neue Stadion auf den Luzenberg zu bauen, ist unserer Meinung nach jedoch keine gute Alternative, da die Lärm- und Anfahrtsproblematik nur hin zu einem anderen, weniger privilegierten Stadtteil verlagert würde.“

Jedoch sind 19 Heimspiele in der 3. Liga und 17 in der 1. und 2. Bundesliga pro Saison auch in der Oststadt durch funktionierende Anwohnerschutzkonzepte zumutbar.

Wirtschaftlich wäre eine Stadionertüchtigung mit bis zu mehr als 60 Millionen Euro Kosten zwar gewaltig. Doch ein Neubau dürfte noch erheblich teurer werden. Dennis Ulas: „Dafür reichen 60 Millionen Euro bei Weitem nicht aus. Die neuen Stadien in Freiburg und Karlsruhe kosten 131 bzw. 155 Millionen Euro. Die Neubau-Verfechter*innen im Gemeinderat müssen erklären, wo dieses Geld herkommen soll. In welcher Form Herr Beetz seinen angekündigten Beitrag beisteuern würde, ist ebenfalls unklar“

Andreas Parmentier (Tierschutzpartei), tierschutzpolitischer Sprecher der Fraktion LI.PAR.Tie., erteilt einem Standort-Vorschlag eine klare Absage: „Das Bösfeld neben der SAP-Arena, das von einigen Fraktionen als Neubau-Standort favorisiert wird, lehnen wir ab. Dort wurden u.a. als Ausgleichsmaßnahme für die SAP-Arena sehr erfolgreich geschützte Feldhamster ausgewildert. Der Artenschutz schließt jede Bebauung eindeutig aus. Um die Feldhamster zu schützen, werden wir die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet beantragen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die selben Fraktionen, aus deren Sicht die Feudenheimer Au nicht angetastet werden darf, nun die Bebauung des Bösfelds und dessen Zerstörung als Feldhamster-Lebensraum vorschlagen.“

Außerdem fordern wir eine stärkere Einbindung der Fußball-Fanszene und schließen uns der Einschätzung von Pro Waldhof an, dass ein Stadion ohne Bezüge zur Vereinstradition und gastronomisches Umfeld für die Fans unattraktiv ist. Wir sind gespannt auf mögliche neue Erkenntnisse aus der Stadionbegehung und die weitere Entwicklung, der wir uns ergebnissoffen stellen werden.