Dringender Bedarf für „2. IGMH“ oder Gemeinschaftsschule mit Oberstufe im Mannheimer Süden

Länger gemeinsam lernen fördert nachweislich die Bildungschancen für junge Menschen, die aus bildungsfernen oder benachteiligten Haushalten kommen. In vielen Bundesländern wie etwa in Hessen haben sich deshalb seit Jahrzehnten Integrierte Gesamtschulen etabliert. In Baden-Württemberg sind gerade mal drei dieser Schulen zugelassen und das explizit als Versuche. Eine davon ist die Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried, kurz: IGMH. Die Landesregierungen wechselten, die Dreiteilung des Schulsystems und damit die Zementierung der Bildungs-Klassengesellschaft blieb. Zwar sind inzwischen viele Gemeinschaftsschulen als abgewandelte Form der Gesamtschule mit festen Klassenverbänden dazugekommen, doch davon nur sehr wenige mit gymnasialer Oberstufe, wohl um nicht die Gymnasien zu schwächen.

Der „Run“ auf die IGMH bei den Bewerbungen belegt, dass viele Eltern bei der Schulanmeldung zur 5. Klasse eine gangbare Alternative zum Gymnasium und den anderen Schultypen suchen. Sie wünschen sich für ihre Kinder längere Wahlfreiheit zwischen den Schullaufbahnen und Abschlüssen. Viele dieser Eltern kommen aus den südlichen Stadtteilen Mannheims und nur wenige ihrer Kinder werden an der IGMH angenommen. Diese Wenigen haben dann sehr weite Schulwege.

Die Beschränkung der Integrierten Gesamtschule in Baden-Württemberg auf drei Modell-Schulen kritisiert Stadträtin Nalan Erol (Die Linke) scharf: „Zwischen Integrierter Gesamtschule und Gemeinschaftsschule mit Oberstufe sollte nach wissenschaftlichen Kriterien und Erfahrungswerten entschieden werden. Beide Schulformen können gute Argumente vorweisen. Für uns als Fraktion geht es jetzt aber vor allem darum, dass der Bedarf an fortschrittlichem gemeinsamem Lernen bis zum Abitur im Mannheimer Süden schnell gedeckt wird.“

Deshalb fordern die Mitglieder der Fraktion LI.PAR.Tie. dort in den nächsten fünf Jahren eine „2. IGMH“ oder eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe zu errichten. Am sinnvollsten erscheint ihnen Neckarau oder die Rheinau, wo es momentan nur wenige Möglichkeiten gibt, das Abitur zu machen. Während die Stadtteile nördlich des Neckars bis voraussichtlich 2026 eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe auf Spinelli (Käfertal Süd) bekommen, bleibt der Süden auf Jahre hin abgehängt. Pläne für die 2030er Jahre kommen viel zu spät für die Schüler*innen-Generation, die jetzt nach einer fortschrittlichen Schulform für ihre Bedürfnisse in erreichbarer Nähe sucht.

Wofür an fast allen Schulformen großer Entwicklungsbedarf besteht, ist die Inklusion. Gemeinsames Lernen mit „Behinderten“ kommt fast überall in Mannheim zu kurz. Auch hier fordert die Fraktion, dass die Stadt ihren Anspruch auf Bildungsgerechtigkeit entschiedener umsetzt.

 

Der Beitrag erschien im Amtsblatt der Stadt Mannheim am 29.02.2024