Zukunftsorientierter Straßenraum: Fuß- und radverkehrsfreundliche Umgestaltung der Kreuzung Waldstraße/Wasserwerkstraße

Der Gemeinderat möge beschließen:

  1. Die Umbauplanungen für den Kreuzungsbereich Waldstraße/Wasserwerkstraße zur Erschließung des Stadtteils Franklin werden dahingehend überarbeitet, dass für den Fuß- und Radverkehr eine sichere und einfache Querung des Kreuzungsbereichs möglich ist, ohne mehrfach die Straßenseite wechseln und auf Mittelinseln warten zu müssen. Die Überwege für Fuß- und Radverkehr über die Waldstraße werden so gestaltet, dass eine Querung sowohl auf der West- als auch auf der Ostseite der Kreuzung auf einmal und ohne Wartezeiten auf Mittelinseln möglich ist. Der Radverkehr soll zusätzlich auf der Fahrbahn geführt werden, um ein direktes Überfahren der Kreuzung zu ermöglichen. Dadurch wird eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden hergestellt (MIV, Radverkehr, Fußverkehr), die bei den aktuellen Planungen nicht gegeben ist.
  2. Als kurzfristige Maßnahme werden Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit für die querenden Schulkinder ergriffen. Dies kann über eine temporäre Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h, eine dauerhafte Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachung oder eine Anpassung der Rot- und Grünphasen bei der Lichtsignalanlage erfolgen. Die Stop-Verpflichtung an der Bensheimer Straße zur Wasserwerkstraße wird deutlicher gekennzeichnet, um auch hier die Straßenquerung für Schulkinder sicherer zu machen.
  3. Während der Baumaßnahme ist sicherzustellen, dass  dauerhaft eine gefahrenlose Straßenquerung für den Fuß- und Radverkehr möglich ist.

 

Begründung:

Die Planung für den Kreuzungsbereich Waldstraße/Wasserwerkstraße, die am 01.12.2021 im BBR Käfertal vorgestellt worden ist, sieht eine enorme Vergrößerung des Kreuzungsbereichs zugunsten des MIV und zulasten von Fuß- und Radverkehr vor. Die Querung zwischen Franklin und Käfertal wird nur auf der Ost-/Südostseite der Kreuzung möglich sein, sodass Fußgänger*innen und Radfahrer*innen mindestens einmal, von Westen aus kommend sogar zweimal auf einer Mittelinsel warten müssen. Eine direkte Querung der Waldstraße ohne Wartezeiten und Umwege wird daher nicht möglich sein, was eine deutliche Benachteiligung für den Fuß- und Radverkehr gegenüber dem MIV bedeutet. Von einer Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden, geschweige denn von einer Förderung von Fuß- und Radverkehr, kann hier keine Rede sein.

Das 21-Punkte-Programm Fahrrad besagt unter Punkt 10 (Infrastruktur – Knotenpunkte) Folgendes: „An Knotenpunkten werden Radfahrer angemessen berücksichtigt. Situationsgerecht werden bevorzugt direkte Führungen und eigene Radfahrersignale angewendet.“ Dieses Ziel wird anhand der vorliegenden Planung nicht ansatzweise erreicht.

Im Gutachten „Verkehrstechnische Untersuchung zum Bebauungsplan Benjamin- Franklin-Village in Mannheim“ vom Mai 2017, an dem sich die Planung für den Umbau der Kreuzung anlehnt, wird betont, dass es eine Anstrengung Richtung Verminderung des MIV geben muss. Die Bewohner*innen von Franklin sollen sich einem MWSP-Anschreiben vom Dezember 2021 zufolge am Prozess beteiligen, „ Mobilität neu zu denken, denn eine nachhaltige Mobilität erhöht die Lebensqualität und Sicherheit eines jeden Einzelnen im Quartier“. Weiterhin strebt Mannheim bis 2030 Klimaneutralität an, wozu auch eine Reduktion des MIV erforderlich ist. Schließlich wird immer wieder auf das Mobilitätskonzept Franklin verwiesen, das eine nachhaltige, innovative und multimodale Fortbewegung der neuen Bewohner*innen ermöglichen soll. Dazu zählt auch die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs, was mit der vorliegenden Planung dieses Kreuzungsbereichs nicht der Fall sein wird.

Es handelt sich hierbei zudem um einen offiziellen Schulweg für Kinder aus Käfertal, die die Franklinschule besuchen. Bei einer Polizeikontrolle im Februar 2022 während einer verkehrsarmen Zeit wurden an diesem Kreuzungsbereich zehn Rotlichtverstöße innerhalb von zwei Stunden festgestellt. Daher sind auch kurzfristige Maßnahmen notwendig, um die Sicherheit der schwächsten und kleinsten Verkehrsteilnehmenden zu garantieren. Gleiches gilt auch während der Umbauzeit.

Der Kreuzungsbereich Waldstraße/Wasserwerkstraße soll durch eine angepasste Planung Vorbild für eine zukunftsorientierte Mobilität mit angemessener Berücksichtigung von Rad- und Fußverkehr werden, sodass auch für Kinder, Senior*innen und mobilitätseingeschränkte Personen eine gefährdungslose Nahmobilität möglich ist.