Aktivitäten der Thor-Gruppe in der Neckarstadt-West

Statement unseres Fraktionsvorsitzenden Dennis Ulas – auf dem Foto als Redner bei einer Kundgebung gegen die Verdrängung von Mieter*innen aus dem Haus Dammstraße 19, das der Thor-Gruppe gehört – auf Anfrage des Mannheimer Morgen, der es dann auszugsweise zu einem Artikel am 19.06.2021 [€] veröffentlichte:

 

Die Fraktion LI.PAR.Tie. begrüßt grundsätzlich, dass die Neckarstadt-West als Sanierungsgebiet ausgewiesen ist und durch die Lokale Stadterneuerung (LOS) der öffentliche Raum, die Wohnumfeldsituation und das Wohnraumangebot verbessert werden.

Jedoch leidet die Neckarstadt-West unter der stadtweiten Mietpreisentwicklung, die auch für die Mittelschicht wie etwa eine Krankenschwester kaum noch bezahlbar ist. Die aktuellen Mieten betragen in der Neckarstadt-West bei Neuvermietungen durchschnittlich 10 €/m² kalt aufwärts. Eine Ursache dafür ist der Verkauf von immer mehr Häusern an Investoren.

Deswegen sehen wir das Engagement dieser Investoren kritisch. Hildebrandt & Hees als der größte private Investor bzw. die einzelnen Thor-Gesellschaften besitzen derzeit 46 Häuser in der Neckarstadt-West. Das sind zwar nur 4 Prozent des Gebäudebestandes, aber bezüglich Neuvermietungen ein relevanter Faktor.

Marcel Hauptenbuchner, Geschäftsführer der Hildebrandt & Hees, baut seinen Einfluss im Stadtteil auch über Stadtentwicklungsprojekte mit eigenen Konzepten wie etwa „Westwind“ und teilweise eigenen finanziellen Mitteln aus. Unbestritten sind dabei gute Ansätze wie weniger KFZ-Verkehrsfläche und Fassadenbegrünungen. Diese dienen jedoch unseres Erachtens nach einer Attraktivierung des Wohnumfeldes zur Erzielung höherer Mietpreise. Wir sind überzeugt, dass Herr Hauptenbuchner als Player der behutsamen Stadterneuerung mit verdeckten Karten spielt, sodass es vordergründig um mehr Aufenthaltsqualität, faktisch aber nur um die eigenen Profitinteressen geht.

Zudem kritisieren wir die Intransparenz seitens der Stadtverwaltung bei den Abwendungsvereinbarungen, die die Stadt mit den Investoren abschließt. Auch nach Anfrage im Gemeinderat und Nachhaken haben wir bisher keine Auskünfte darüber erhalten, ob diese Abwendungsvereinbarungen kontrolliert werden, ob es Verstöße gibt und ob diese Verstöße geahndet werden.

Dabei darf niemand aufgrund steigender Mietpreise aus der Wohnung oder dem Stadtteil verdrängt werden. Wir als LI.PAR.Tie. fordern daher ein stärkeres Engagement seitens Stadt und GBG: Die Stadt muss die volle Kontrolle über die Quartiersentwicklung behalten. Nicht Privatinvestoren, sondern die Kommune selbst soll Wohngebäude aufkaufen und sanieren, indem sie von Ihrem Vorkaufsrecht mehr Gebrauch macht.

Hierfür braucht es eine Ausweitung des Bodenfonds bzw. kommunale Haushaltsmittel speziell für die Sicherung von preiswertem Wohnraum. Mit Unterstützung durch Landes- und Bundeszuschüsse soll sichergestellt werden, dass die Mieten auch nach Sanierung dauerhaft niedrig bleiben können.